Alte und neue Rechtschreibung - ein offener Brief

Setup und Komponenten-übergreifende Probleme.

Moderator: Moderatoren

suavito
***
Beiträge: 54
Registriert: So, 19.12.2004 13:12

Alte und neue Rechtschreibung - ein offener Brief

Beitrag von suavito »

Offener Brief an das deutsche OOo-Team
Betrifft: Alte und neue Rechtschreibung für OOo


Ich möchte etwas vorwegschicken: Ich bin Germanist und arbeite als freier Autor. D. h. ich bin sowohl theoretisch wie auch praktisch mit der deutschen Sprache vertraut. (Soll das heißen, daß dieser Text fehlerfrei ist? Ach, schön wär‘s!)

Das erwähne ich für all diejenigen, die zusätzlich zu Argumenten auch noch in irgendeiner Form eine „Autorisierung“ des Argumentierenden wünschen. Ich persönlich käme ohne aus, zumal bei der nervigen Geschichte, um die es hier nun gehen soll, sich gerade die Fachleute nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben.

Den meisten von Euch wird die Rechtschreibreform und alles darumherum mehr als lieb bekannt sein, aber ich möchte noch einmal die Entwicklung der letzten Jahre kurz zusammenfassen, weil immer wieder Mißverständnisse auftauchen. Ich habe in dieser Angelegenheit – selbstverständlich – einen Standpunkt, den ich auch nicht verhehle, aber von den Fakten getrennt halte.

Also: Irgendwann tauchte einmal die Idee auf, die deutsche Orthographie zu „modernisieren“ bzw. zu vereinfachen. Die Wörterbücher der deutschen Wörterbuchverlage sollten nicht mehr (oder jedenfalls nicht nur) die deutsche Sprache und Rechtschreibung auf ihrem jeweiligen Entwicklungsstand beschreiben, wie das ihre Aufgabe war (und in fast allen anderen Ländern ist), sondern sie sollten neue Regeln setzen, d. h. sie verändern.

Viele (Fach-)Leute hielten bereits diese Idee für zutiefst dumm, zu diesen Leuten gehöre ich auch.

Wie auch immer: Daß das, was nach langen Jahren und vielen Sitzungen von Experten als neue Rechtschreibung herauskam, katastrophal war, darüber sind sich mittlerweile die meisten einig. Die Veränderungen führten zu einem Verschwinden von Sinn, vor allem durch die neuen Regeln zur Getrenntschreibungen.

Mittlerweile sind die Regeln der dritten Version der neuen Rechtschreibung im Umlauf, die vierte, von der viele behaupten: die letzte, steht in den Startlöchern. Daß es sie überhaupt geben wird, liegt an den massiven Protesten gegen die jetzige Version, vor allem der Rückkehr von einigen großen Zeitungsverlagen zur alten Orthographie. Der Druck, der dadurch auf die Politik ausgelöst wurde, führte zur Einrichtung einer Rechtschreibkommission. Diese wiederum wurde fast ausschließlich mit Befürwortern der Reform bestückt.

Trotz dieser einseitigen Besetzung und trotz des erheblichen Zeitdrucks, unter dem die Kommission stand, enthalten die allerneuesten Regeln eine große Menge von (Rück-)Änderungen. Und es würden wohl noch mehr werden, wenn man die Kommission in Ruhe und umfassend weiterarbeiten ließe. Was man aber nicht tut, weswegen einer der wenigen Gegner der Rechtschreibreform in der Kommission, Theodor Ickler, sie auch kürzlich verlassen hat.

Im Moment sieht es so aus, als würde die neue neue Rechtschreibung, Version 4 also, die auf längere Zeit verbindliche werden.

Verbindlich heißt: Verbindlich für Schüler; verbindlich für Angestellte von Behörden, weil diese vermutlich, wie schon zuvor, die jeweils aktuelle Rechtschreibung für ihre Angestellten und Beamten vorschreiben. Viele Unternehmen werden genau so verfahren, darunter auch Verlage. Ob diese bereits in alter oder einer älteren neuen (haha!) Orthographie veröffentlichte Bücher für neue Auflagen neu setzen werden, ist wegen der erheblichen damit verbunden Kosten zu bezweifeln – sofern es sich nicht um Schulbücher handelt.

Manche Verlage werden auch einfach mit der alten Rechtschreibung weiterarbeiten, davon wiederum werden vielleicht einige nach ein paar Jahren weich werden – man wird sehen. Privatpersonen werden ganz nach persönlicher Einschätzung („Bin zu alt, um das nochmal neu zu lernen“, „Ich verwende die neue Rechtschreibung, weil es einen schlechten Eindruck macht, sie nicht zu beherrschen“ usw.) vorgehen. Noch mehr werden gar keine bewußte Entscheidung treffen und irgendeine Mixtur aus beidem plus eigenen Zutaten verwenden.

Auf jeden Fall aber, und darauf muß man seltsamerweise immer wieder hinweisen: Die Rechtschreibregeln sind kein GESETZ. Es gibt in Deutschland so etwas wie ein Orthographie-Gesetz nicht, wer „daß“ schreibt, wird dafür nie ein Bußgeld zahlen müssen.

Was auch immer man nun von der Rechtschreibreform hält – der Reform im allgemeinen, dieser im speziellen, dem Sinn und Nutzen von Rechtschreibung überhaupt –, eins steht fest: Die alte und die neuen Rechtschreibung werden für viele Jahre, sehr wahrscheinlich sogar Jahrzehnte, nebeneinander bestehen.

Und nun komme ich zu dem Grund, warum ich einen Offenen Brief an das OOo-Team schreibe:

Ihr leistet fantastische Arbeit! Das muß mal (wieder) gesagt werden. Danke an alle, die über die Jahre dazu beigetragen haben!

Aber: Bitte bleibt bei dem, was Eure Aufgabe ist und was Ihr könnt: gute Software programmieren. Bitte trefft keine Entscheidungen darüber, welche Rechtschreibung der OOo-User verwenden soll, das entscheidet der nämlich lieber selbst.

Genau diese Entscheidung trefft Ihr aber, indem Ihr das in früheren Versionen zur Verfügung stehende Wörterbuch „Alte deutsche Rechtschreibung“ nicht mehr anbietet.

Es gibt zwar das kombinierte Wörterbuch, aber das funktioniert auch nicht richtig nach Setzen des Häkchens bei „Alte deutsche Rechtschreibung“ unter „Linguistik“ (nebenbei: Ich hatte im Forum schon mal daraufhingewiesen, „Linguistik“ bedeutet SprachWISSENSCHAFT, das ist natürlich Quatsch als Bezeichnung dieses Menüpunkts im OOo): Allenfalls bekommt man es hin, daß beide Schreibungen zugelassen sind.

Entweder, das wäre die komfortabelste, aber auch für die Programmierer schwierigere Lösung, sollte ein einziges, kombiniertes Wörterbuch angeboten (und in der deutschsprachigen neuen Version gleich mitinstalliert) werden, bei dem man durch Setzen des Häkchens ENTWEDER neue ODER alte Rechtschreibung wählen kann.

Oder es sollte wieder zusätzlich ein funktionstüchtiges Wörterbuch mit ausschließlich der alten Rechtschreibung angeboten werden. (Das wäre dann übrigens auch das einzig wirklich aktuelle deutsche Wörterbuch, weil die neuen sich ja bislang permanent ändern.) Dann könnte man frei wählen und würde nicht bevormundet.

Beide Rechtschreibungen anzubieten ist m. E. auch für die Akzeptanz und Verbreitung von OOo wichtig: Man sollte einfach keine große Gruppe von Schreibenden verärgern. Die schalten vielleicht nur die Rechtschreibkontrolle ab und arbeiten ohne sie mit OOo, vielleicht aber möchten sie auch nicht auf dieses nützliche Instrument zur Korrektur von Tippfehlern verzichten und wandern ab zu Ihr-Wißt-Schon-Was-Office. Herr Gates hat aber erstens schon mehr als genug Geld, und zweitens kann es auch nicht angehen, daß man sich ohne Probleme Walisisch installieren kann, aber die alte deutsche Rechtschreibung nicht oder nur mit Gewurschtel!
Stadt
*****
Beiträge: 222
Registriert: Mi, 30.11.2005 16:25

Re: Alte und neue Rechtschreibung - ein offener Brief

Beitrag von Stadt »

suavito hat geschrieben:Offener Brief an das deutsche OOo-Team
Betrifft: Alte und neue Rechtschreibung für OOo
Hier gibts de_OLD (fuer myspell, funktioniert aber auch mit hunspell - seit OO 2.0.2 dabei, allerdings ohne Komposita)

http://j3e.de/myspell/

Ich wuerd mich sowieso an die dortige Adresse wenden:
http://j3e.de/ispell/igerman98/

denn AFAIK (ach Akronyme sind doch was herrliches :wink: ) kommen die Woerterbuecher eh von dort.
mch225
**
Beiträge: 22
Registriert: Fr, 14.01.2005 10:42
Kontaktdaten:

Beitrag von mch225 »

Hallo suavito!

Danke für Deinen Beitrag - Du sprichst mir aus der Seele! Beruflich geht's mir genau wie Dir, und auch ich habe mir mein Handwerkszeug, die Sprache, nicht von ein paar Kultusministern, die im Kompetenzenwahn eindeutig über die Stränge geschlagen haben, "modernisieren" und damit verderben lassen.

Da auch ich OpenOffice nutze, mußte freilich eine Lösung für das Rechtschreibwörterbuchdesaster her. Ich habe daher das von meinem Vorredner angesprochene alte Wörterbuch von http://j3e.de/myspell/ (welches seltsamerweise einfache Substantiva wie "Glut" oder "Bemalung" sowie zahlreiche Formen des Konjunktiv II nicht kennt und damit nicht wirklich brauchbar ist) genommen und weiterentwickelt. Leider ist das Ergebnis noch weit von einer allgemeinen Freigabe als öffentlicher Download entfernt, zumal der Zuwachs an Einträgen vor allem solche Wörter betrifft, die in Erzähltexten verwendet werden, und weniger - freilich genauso wichtiges - Fachvokabular, mit welchem z. B. das mit OOo 2.0.2 vertriebene Wörterbuch glänzt.

Ich kann Dir aber zwecks eigener Verwendung nur empfehlen, das vorhandene mangelhafte, aber ausbaufähige Wörterbuch an Deine Bedürfnisse anzupassen (oder den Tag in ferner Zukunft abzuwarten, da ich meines evtl. herausgebe). Du brauchst dazu lediglich ein wenig Geduld - die Realisierung der Erkennung flektierter Formen muß man erst einmal durchschauen - sowie einen Texteditor, der das UNIX-Format unterstützt, z. B. jedit oder UltraEdit, letzterer ist allerdings kommerzielle Software.

So sehr ich die Arbeit der OOo-Entwickler schätze - auf ihre Unterstützung bei einer Reimplementierung der alten Schreibweisen in die Rechtschreibprüfung würde ich an Deiner Stelle nicht hoffen.

Viele Grüße,
-Manuel
Ra
**
Beiträge: 27
Registriert: Di, 06.12.2005 16:35

Es war einmal...

Beitrag von Ra »

die sog. Alte Rechtschreibung, die wahrscheinlich auch mindestens 95% der Bevölkerung nicht beherrschten, sie wußten (neu: wussten) es nur nicht und wahrscheinlich war es ihnen auch egal. So wie ich schreibe, so ist es richtig - jawoll! Kommataregeln - jawoll, ich setz auch ein Komma. GRAUSAM!

Dann gab es Bemühungen, die z.T. widersprüchlichen Regelungen und eine Fülle von Einzelfallfestlegungen zu "regeln" (soweit sich die deutsche Sprache überhaupt durch logische Regeln erfassen lässt) - und nach JAHREN auch internationaler Diskussionen und Vereinbarungen und Übergangsregelungen und schulischer Integration fällt (jetzt immer noch) so manchem auf "Huch, das find ich jetzt aber nicht schön".

Vielleicht sollten sich diejenigen mal fragen, ob sie nicht die letzten Jahre der Diskussion verschlafen haben und was sie mit ihrem Zurückgerudere eigentlich an Imageschaden produzieren - von der schulischen Umsetzung mal abgesehen - hat da einer Kinder, die Deutsch lernen sollen???

Was ich meine ist, dass es NIEMALS eine sog. Alte Rechtschreibung gab; die hat sich nämlich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte auch ständig geändert - Sprache lebt! Und das ist auch gut so, und so können wir ganz sicher sein, dass sich Sprache auch weiter verändern wird - und so wird der Duden auch weiterhin neue Auflagen drucken können!

Und das wollen wir doch alle, gell? Also ich zumindest muss mich meinem Arbeitgeber beugen, der nun einmal auch die Einführung der Neuen Rechtschreibung beschlossen hat, und deswegen find ich es hilfreich, dass sich die Programmierer von OO mit einer zukunftsweisenden Fragestellung beschäftigen - nämlich wie die Neue Rechtschreibung möglichst zutreffend abgebildet werden kann. Eine Schaltfläche "Alte Rechtschreibung" brauche ich nicht mehr - und ich denke auch, die wird keinen Anwender, der irgendwas mit Schule oder Behörden zu tun hat, mehr interessieren.

Wie sagte Gorbi: Wer zu spät kommt, den bestraft die Rechtschreibung (oder so ähnlich).
mch225
**
Beiträge: 22
Registriert: Fr, 14.01.2005 10:42
Kontaktdaten:

Re: Es war einmal...

Beitrag von mch225 »

Ra hat geschrieben:Dann gab es Bemühungen, die z.T. widersprüchlichen Regelungen und eine Fülle von Einzelfallfestlegungen zu "regeln"
So euphemistisch, wie hier dargestellt, war das ganz gewiß nicht. ;) Im Gegenteil, durch vielfaches Auseinanderreißen sinngebend zusammengeschriebener Wendungen wurde teils die von Dir auch noch extra argumentativ angeführte notwendige und sinnvolle sprachgeschichtliche Entwicklung rückgängig gemacht - z. B. wurde aus "richtigstellen" "richtig stellen". Eine Aufgabe richtigzustellen oder sie richtig zu stellen ist aber jeweils etwas anderes. :)
Ra hat geschrieben:und nach JAHREN auch internationaler Diskussionen und Vereinbarungen und Übergangsregelungen und schulischer Integration fällt (jetzt immer noch) so manchem auf "Huch, das find ich jetzt aber nicht schön".

Vielleicht sollten sich diejenigen mal fragen, ob sie nicht die letzten Jahre der Diskussion verschlafen haben und was sie mit ihrem Zurückgerudere eigentlich an Imageschaden produzieren - von der schulischen Umsetzung mal abgesehen - hat da einer Kinder, die Deutsch lernen sollen???
"Imageschaden" - für wen, bzw. vor wem?
"Schulische Umsetzung" - hab ich was verpaßt? Die Schule ist dazu da, den Schülern die Rechtschreibung beizubringen. Die Rechtschreibung ihrerseits kann sich in ihrem Regelwerk dagegen nicht nach dem Leistungsvermögen der Schüler richten. Auch wenn das einige Lehrer und Kultusminister vielleicht anders sehen mögen. ;) Du siehst, ich beteilige mich schon länger an der Diskussion, genauer gesagt seit 1996.
Ra hat geschrieben:Was ich meine ist, dass es NIEMALS eine sog. Alte Rechtschreibung gab;
Wir brauchen aber einen Terminus, wenn wir von den Schreibweisen reden wollen, die vor der Reform (also vor 1996) Gültigkeit besaßen. Schlag doch einen anderen vor, wenn Dir "alte Rechtschreibung" nicht behagt. Ich allerdings kann Dir nicht versprechen, daß ich Deinen Vorschlag unkritisch übernehmen werde. :)
Ra hat geschrieben:und deswegen find ich es hilfreich, dass sich die Programmierer von OO mit einer zukunftsweisenden Fragestellung beschäftigen - nämlich wie die Neue Rechtschreibung möglichst zutreffend abgebildet werden kann.
Genau! Das finde ich auch! Nicht jedoch, was danach kommt:
Ra hat geschrieben:Eine Schaltfläche "Alte Rechtschreibung" brauche ich nicht mehr - und ich denke auch, die wird keinen Anwender, der irgendwas mit Schule oder Behörden zu tun hat, mehr interessieren.
Trotzdem bist Du herzlich dazu eingeladen, Toleranz für diejenigen aufzubringen, die das anders sehen und die eine korrekte Prüfung nach den Regeln vor 1996 benötigen. :)

Gruß,
-Manuel
Ra
**
Beiträge: 27
Registriert: Di, 06.12.2005 16:35

Beitrag von Ra »

Na, erst mal herzlichen Dank für die prompte Reaktion!
Ich vermute mal, du hast keine Kinder mit Rechtschreibproblemen im schulpflichtigen Alter, die im Deutschen verzweifeln, weil sie innerhalb weniger Jahre jetzt zum dritten Mal umlernen sollen? Da gäb es doch wahrlich wichtigere Dinge, oder?

Ich vermute auch mal, dass das ganze Thema Rechtschreibung so an die Wand gefahren ist, sprich dass das in der Öffentlichkeit keiner mehr ernst nimmt, weil man nicht weiß, wann denn mal wieder einer mit einer neuen Änderung kommt?

Und ich vermute auch mal, dass die sich in Österreich und in der Schweiz nur noch an den Kopf fassen, wenn bei uns kurz vor dem Ende der Übergangsjahre zwei Bundesländer aus dem Corso ausscheren und sagen "für uns gilt das aber nicht". Also wenn das einer lächerlich findet, ich kann ihn verstehen.
Soweit zum Thema Schulische Integration und Imageschaden.

Also ich brauche keinen Terminus oder sonstige Definition mehr dafür, was vor 1996 galt, das ist nun einfach vorbei - zumindest was Behörden und Schulen angeht. Das hat für mich auch nichts mit Toleranz zu tun, sondern einfach mit Realitätsanerkennung. Wie gesagt, das Leben geht weiter, die nächsten Änderungen kommen - ob uns das nun gefällt oder nicht, ist dann einfach zweitrangig. Mag ja in ein paar Jahren noch nostalgisch schön aussehen, noch in Alter Rechtschreibung zu schreiben, aber das wars denn auch.

Wie können wir nun sinnvoll mit der Neuen Rechtschreibung umgehen? Vielleicht sollte man sich einfach pragmatisch z.B. der Entscheidung der Deutschen Presseagenturen von 1999 anschließen, z.B. bei Getrennt- und Zusammenschreibung möglichst getrennt; bei Groß- und Kleinschreibung möglichst groß; möglichst nach dem Wortstammprinzip; keine Eindeutschung von Fremdwörtern aus lebenden Sprachen.

Wie gesagt: So schlimm ist die Neue Rechtschreibung gar nicht - man muss sich halt nur ein wenig damit beschäftigen.

Apropos: Dieses muss ich jetzt auch wieder. Einen schönen Tag noch!
mch225
**
Beiträge: 22
Registriert: Fr, 14.01.2005 10:42
Kontaktdaten:

Beitrag von mch225 »

Ra hat geschrieben:Also ich brauche keinen Terminus oder sonstige Definition mehr dafür, was vor 1996 galt, das ist nun einfach vorbei - zumindest was Behörden und Schulen angeht. Das hat für mich auch nichts mit Toleranz zu tun, sondern einfach mit Realitätsanerkennung.
Du läßt Dir also kritiklos von einem beliebigen Gremium vorschreiben, was Du zu tun und zu lassen hast, und nennst das "Realitätsanerkennung"? :shock:

Nun, jedem nach seiner Façon, ich allerdings bin ein Mensch, der von Natur aus hinterfragt, die Dinge kritisch betrachtet und vor allem nicht willenlos Befehle ausführt (oder Rechtschreibreformen annimmt) - und das würde ich auch dann (nicht) tun, wenn ich Kinder hätte. (Es gibt im übrigen sogar "Kinder", sprich Schüler, die ähnlich kritisch veranlagt sind. Wer's nicht weiß, möge es nachlesen.)

Gruß,
-Manuel
Ra
**
Beiträge: 27
Registriert: Di, 06.12.2005 16:35

na das spornt mich doch...

Beitrag von Ra »

kurz vor Feierabend nochmal so richtig an:
Aber mal ehrlich: Was soll diese Diskussion?
Vor 10 (!) Jahren gab es eine demokratisch legitimierte Mehrheitsentscheidung, die Neue Rechtschreibung einzuführen.

Ich kann dich ja irgendwie verstehen; mir passt es zum Beispiel auch nicht, dass ich bei einer roten Ampel anhalten soll, obwohl doch gar kein anderer kommt? Also da bin ich auch total kritisch!

Nur interessiert das halt einfach keinen, und so führe ich weiter willenlos den Befehl aus stehenzubleiben, auch wenn das "kleine Männchen" in mir das gar nicht mag.

Und unter uns gesagt, irgendwelche Reformen müssen wir doch ständig annehmen, oder? Also für mich gibt es wichtigere Dinge im Leben, als mich über den Sinn immer aufzuregen.

Also schreiben wir doch alle weiter Deutsch - und hoffen, dass das auch andere passiv und aktiv umsetzen können (z.B. Menschen, die Deutsch lernen wollen oder müssen) - aber doch bitte nicht nach Regeln, die nun wirklich "out" sind.
Zum Gruße!
mch225
**
Beiträge: 22
Registriert: Fr, 14.01.2005 10:42
Kontaktdaten:

also mich nicht wirklich

Beitrag von mch225 »

:?: Aber Du hast die Diskussion doch angefangen. Du warst auch der einzige, der/die sich aufgeregt hat. :?

Na gut, Schluß damit. :lol:
Ra
**
Beiträge: 27
Registriert: Di, 06.12.2005 16:35

ich denke auch...

Beitrag von Ra »

dass wir solch philosophische Diskussionen den 0,2% Dichtern und Denkern überlassen sollten, die sich dazu berufen fühlen, der Gegenwart ihre Erkenntnisse ungefragt kund zu tun.

Übrigens: Eine Antwort war weder nach alter noch nach neuer Rechtschreibung ein "Beginn", sondern eben eine Antwort. Wenn ich vielleicht nochmal kurz auf den Beginn dieses Themas verweisen dürfte...

Tschuldigung, solch einen B... kann man doch nicht stehen lassen.

Insofern war mein Beitrag allein bestimmt, die Programmierer von OO in ihrer Haltung zu bestätigen, ihren Gehirnschmalz ausschließlich auf weitere Implementierungen in Richtung Neue Rechtschreibung einzusetzen.

Und da freue mich über die Neuerungen in OO 2.0.2 und denke/hoffe, dass es da entsprechend zukunftsweisend weiter geht.

Mögen andere das anders sehen, 99,8% interessiert wahrscheinlich nicht, ob das jetzt richtig gestellt oder richtiggestellt wurde.

Also von mir auch gerne Schluss (nicht Schluß!)
DianaS
Beiträge: 2
Registriert: Mi, 29.03.2006 11:23
Wohnort: Stuttgart

Alternative

Beitrag von DianaS »

Vorab: Ich bin ebenfalls Germanistin und habe Kinder. Die Kinder werden nicht von den Vertretern der alten Rechtschreibung schickaniert, sondern von denen der neuen Rechtschreibungen. Ich bin im Öffentlichen Dienst beschäftigt und schreibe auch dienstlich konsequent nach der klassischen Rechtschreibung, ohne daß dies jemals intern oder extern beanstandet wurde. Leider sind die meisten Leute zu feige, wenigstens einmal auszuprobieren, ob sie mit der klassischen Rechtschreibung Anstoß erregen.

Hier geht es nicht um eine Diskussion über die Zweckmäßigkeit der alten oder neuen Rechtschreibung, sondern um die Freiheit, die Rechtschreibung abprüfen zu lassen, die man selber für richtig hält.

Ich bitte deshalb die Wörtebücher mit der alten Rechtschreibung alternativ anzubieten.
Alles, was du besitzt, besitzt auch dich.
suavito
***
Beiträge: 54
Registriert: So, 19.12.2004 13:12

Beitrag von suavito »

Danke für die Tips in den Postings weiter oben!

Was die Diskussion betrifft, habe ich ja im Prinzip schon meinen Standpunkt - und auch die derzeitige Lage - ausführlich dargestellt, aber es scheint ja trotzdem nicht allen alles klar zu sein:

Man muß bzw. muss - suche sich jeder seins aus - wohl noch einmal betonen, daß die beiden bzw. die fünf Rechtschreibungen (eine alte, bislang vier neue) auf mehrere Jahrzehnte nebeneinander bestehen bleiben werden. Das ist eine Tatsache, keine Meinung.

Daran sind nicht nur die "0,2% Dichter" schuld, die zum Teil mit der alten Rechtschreibung weiterarbeiten werden. Fast alle bereits gedruckten Bücher werden nicht einfach neu aufgelegt werden, nur weil Rechtschreibregeln geändert werden. Das ist wirtschaftlich völlig unmöglich. Die einzige Ausnahme sind natürlich Schulbücher.

Auch ein Großteil der Bevölkerung wird nicht mehr umlernen.

DAS ist die Realität, der man sich zu stellen hat.

Und zwar auch das OOo-Team. Es wäre nicht geschickt, eine große potentielle User-Gruppe, die - aus welchen Gründen auch immer - die alte Rechtschreibung verwenden will, zu verprellen.

Deshalb hat Diana recht: Jeder soll entscheiden können, was er haben möchte.

Daß Du, Ra, für die Schaltfläche (bzw. die Auswahlbox) "Alte Rechtschreibung" keine Verwendung hast - na und? Ich wette, Du hast für viele Schaltflächen in OOo keine Verwendung. So wie jeder von uns. Office-Pakete sind äußerst umfangreich, kaum ein User wird alle Funktionen je nutzen.

Und was den für die alte Rechtschreibung nötigen Gehirnschmalz angeht: Wenn der deutsche Sonderfall zweier Wörterbücher, zwischen denen mit einem simplen gesetzten oder nicht gesetzten Häkchen gewählt werden kann, zu kompliziert zu programmieren ist, dann muß es eben auf die grobere Weise laufen, daß man die alte Rechtschreibung quasi als fremde Sprache installiert.

Es gibt ja schon längst die alten Wörterbücher. Die Regeln ändern sich nicht mehr, die Wortlisten müßten gepflegt werden - oder man überläßt das den Usern und ihren persönlichen Wörterbüchern. Das geht schon.

Was nicht geht, ist, daß die alten Wörterbücher nicht mehr existieren bzw. noch irgendwo im Netz zu finden sind, sich aber nicht mal über den (eh schon nicht sehr komfortablen) Wörterbuch-Assistenten installieren lassen. Das kann man nicht machen - außer man meint, auf eine große Zahl Anwender keine Rücksicht nehmen zu müssen. (Eine knallharte Vorgehensweise, für die die Firma Microsoft sehr bekannt und sehr erfolgreich ist - aber sollte man das nachmachen als OpenSource-Projekt?)

Was Deinen Standpunkt angeht, Ra, so hat er damit zu tun, daß Du schlichtweg nicht weißt, wovon Du redest. Wer von "Dichtern und Denkern" und "Philosophieren" in diesem Zusammenhang redet, zeigt damit lediglich, daß er ungebildet ist und nicht mal entfernt eine Ahnung hat, worum es geht. Das ist nicht schlimm, kein Mißverständnis, aber man sollte sich dann auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Die Einwände gegen die Rechtschreibreform sind zum größten Teil wohlbegründet. Es geht nicht um "schön" oder "nicht schön", es geht um den Verlust von Sinn, den die neue Schreibungen verursacht haben. Und daß sie das haben, zeigen die neuesten Änderungen, die genau an dem Punkt ansetzen.

Es geht auch nicht darum, daß alles so bleiben soll, wie es war, damit sich nichts ändert. Du kannst gerade Germanisten nicht unterstellen, daß sie "die" alte Rechtschreibung behalten wollen. Ich kann Dir versichern, sowohl im Studium als auch im Berufsleben hat man es mit vielen Dutzend Schreibungen zu tun, die einheitliche Rechtschreibung existiert noch gar nicht so lange.

Und daß auch die alte Rechtschreibung keine Konstante war, das ist auch klar. Das habe ich ja schon oben gesagt: Wörterbücher sind deskriptiv und deshalb ändern sie sich ständig. Daß sie hier plötzlich in massiver Weise normativ werden, das ist das Neue.

Und war dieser Vorgang demokratisch legitimiert? Nun ja, es hat sicherlich keinen Staatsstreich der Duden-Redaktion gegeben, aber die Rechtschreibreform und ihre Änderungen, der sogenannte "Kompromiß" wurden
in nichtöffentlichen Sitzungen seit über zwanzig Jahren zwischen ein paar Dutzend Didaktikern, Linguisten und Ministerialbeamten sowie Verbands- und Wirtschaftsvertretern ausgehandelt [...].
Und noch ein Zitat:
Der Staat hat selbst ohne Not eine Situation hergestellt, in der er sich von der überlegenen Orthographie der gewachsenen und vitalen Schriftkultur provoziert fühlen muß.
In Deinem Ampel-Beispiel gibt bzw. gab es so eine Notsituation: Mit der immer größer werdenden Zahl an Autos ging es irgendwann nicht mehr ohne eine Straßenverkehrsordnung.

Aber was, wenn es keine oder wenigstens keine so umfangreiche Rechtschreibreform gegeben hätte? Weniger Fehler im Diktat? Bislang hat erst mal die Verwirrung zugenommen.

Und ist das überhaupt das letzte Ziel - daß man möglichst mit guten Deutschnoten nach Hause kommt - oder daß die Rechtschreibung das Verstehen von Sätzen erleichtert? Wenn es nur um die Noten geht, dann könnte man die Rechtschreibung auch freigeben: Keine Regeln, also auch keine Fehler, eins plus.

Womit ich nicht behaupten will, die alte Rechtschreibung sei perfekt gewesen. Keinesfalls. Wenn im zweiten Zitat von "gewachsener" Schriftkultur die Rede ist, bedeutet das auch: Oft schiefgewachsen, mit seltsamen Trieben. Aber die neuen Regeln sind auch nicht so aus einem Guß, wie immer behauptet wird. Das funktioniert auch nicht. Sprachen und Schreibungen entwickeln sich über sehr lange Zeiträume und enthalten verschiedene Schichten und Prinzipien, die einander oft auch widersprechen.

Die beiden Zitate übrigens stammen aus einer Resolution einer Gruppe von deutschsprachigen Schriftstellern, nachzulesen z. B. hier:
http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachr ... php?id=372
DianaS
Beiträge: 2
Registriert: Mi, 29.03.2006 11:23
Wohnort: Stuttgart

Frage an die OO-Verantwortlichen

Beitrag von DianaS »

Ich bitte jetzt mal um die Antwort der für OpenOffice Verantwortlichen:

Weshalb gibt es die Möglichkeit nicht, die klassische deutsche Rechtschreibung zu wählen?

Diana
Alles, was du besitzt, besitzt auch dich.
pmoegenb
********
Beiträge: 4330
Registriert: Di, 22.06.2004 12:02
Wohnort: 71134 Aidlingen
Kontaktdaten:

Beitrag von pmoegenb »

Hallo Diana,

ich bin zwar kein Verantwortlicher von OO, aber auf den Wust von Einlassungen die mit konkreten Fragen zu OO nichts mehr gemein haben, würde ich auch nicht antworten.

Über Sinn und Unsinn der neuen Rechtschreibung sollten andere Foren benutzt werden.

Zu Deine Frage. Von der der Seite http://de.openoffice.org/spellcheck/abo ... oinfo.html kannst Du Dir Rechtschreibpakete herunterladen. M. W. sind darin Neu, Alt und Kombiniert enthalten.
Gruß

Peter
---------------------------------------------------------------------------
Windows 7 Prof. 64-bit SP1, LibreOffice 4.3.6.2 und AOO 4.1.1
Benutzeravatar
dievo
**
Beiträge: 36
Registriert: Di, 17.01.2006 18:01
Wohnort: Berlin

Beitrag von dievo »

pmoegenb hat geschrieben:
Zu Deine Frage. Von der der Seite http://de.openoffice.org/spellcheck/abo ... oinfo.html kannst Du Dir Rechtschreibpakete herunterladen. M. W. sind darin Neu, Alt und Kombiniert enthalten.
Moin, ich habe mir die Seite angesehen und nur das Deutsch-Paket ohne Neu, Alt, Kombiniert gefunden. Oder willst du damit andeuten, dass alle Formen in diesem Paket sind? Bild
Glücklich ist, wer nie vergißt, dass er auch nicht ohne Fehler ist. Bild
.........................
Win Vista/Home Edition
OpenOffice 2.3
Antworten