Phonetik schreiben mit OOoWriter

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juesch
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Phonetik schreiben mit OOoWriter

Beitrag von juesch »

Ich habe diesmal keine Frage, sondern möchte den Versuch einer Lösung anbieten.

Als Sprachwissenschaftler bin ich häufig in der Lage, auch Texte in phonetischer Umschrift (IPA/API oder Teutonista) zu schreiben, womit ich im OOWriter bisher einige Schwierigkeiten hatte. Inzwischen habe ich darüber nachgedacht und versucht, Möglichkeiten zu finden. Diese sind im Grunde banal, man muss sie aber kennen, sonst klappt es nicht. Da ich vermute, dass ich nicht der einzige Benutzer mit diesem Problem bin, möchte ich meine Ergebnisse auch anderen mitteilen.

Als Font, der viele der Sonderzeichen enthält, hat sich Arial Unicode als brauchbar erwiesen. Er hat den Vorteil, dass er auf fast allen Rechnern installiert ist.
Also: vor dem Schreiben von Phonetik auf den Font "Arial Unicode" umschalten. Entweder über die Symbolleiste oder über das Menü "Format > Zeichen > Schrift".
Die meisten phonetischen Sonderzeichen sind dort problemlos dort zu finden. Beispiel: das umgekehrte "e".
Vorgehen: Menü "Einfügen > Sonderzeichen". Mit den Pfeiltasten der Tastatur sucht man das Zeichen mit der Unicode-Nummer 0259. Wenn man das Feld mit der Eingabetaste anklickt, oder wenn man es mit der Maus anklickt und anschließend rechts "OK " drückt, erscheint das Zeichen auf dem Bildschirm.
Nachteil ist, dass man es über das Menü "Einfügen > Sonderzeichen" mit der Maus ansteuern muss. Dazu ist es nötig, die Hand von der Tastatur zu nehmen und im Menü zu suchen, was das Schreiben erheblich verlangsamt. Es ist deshalb praktisch, die wichtigsten Zeichen vorzubereiten.

Dazu eignet sich folgendes Verfahren:
Das Zeichen wird auf dem Bildschirm markiert. Im Menü "Bearbeiten > Autotext" oder über Strg + F3 gibt man jetzt einen Namen für dieses Zeichen ein, z.B. "e schwa" (oder man kopiert das Sonderzeichen in das Feld "Name") und ein Kürzel (ich verwende "e9"). Rechts auf dem Bildschirm wird jetzt "Autotext" durch einen Klick geöffnet. "Neu" wird angeklickt. (Nicht "Neu (nur Text)", weil darauf immer eine Zeilenschaltung folgt!) Jetzt muss man noch ein eigenes System entwickeln, um mit wenigen Kürzeln möglichst klar sein Sonderzeicheninventar zu ordnen.
Bis hierhin ist das Verfahren einfach und wird bei jedem Textbaustein verwendet.

Das Problem bei phonetischen Text ist jedoch, dass die Zeichensätze der Fonts nicht alle benötigten Zeichen enthalten. Man kann dies auf zwei Weisen lösen:
1. Man sucht einen anderen Zeichensatz, der möglichst alle gesuchten Zeichen enthält. Dazu eignet sich z.B. der von der Universität Neuchâtel herausgegebene Font "Times Unicode CD". Man kann ihn kostenlos herunterladen über die Adresse http://www2.unine.ch/dialectologie/page10437.html
Ein Nachteil dieses Zeichensatzes ist, dass nicht alle Zeichen die gleiche Unicode-Nummer haben, wie in den Standard-Tabellen, sodass bei einem eventuellen Wechsel des Fonts einigen Zeichen ausfallen können. Über die Optik des Zeichensatzes kann man streiten. Wenn man keine Administratoren-Rechte für den Rechner hat, kann man den Font evtl. nicht auf seinen Rechner laden.
Die gesuchten Sonderzeichen kann abspeichern wie oben beschrieben.
2. Wenn man dieses Font nicht verwenden will oder kann, kann man auch mit einem anderen Unicode-Font (z.B. "Arial Unicode MS") arbeiten. Für nicht in der Tabelle vorgesehene Zeichen kann man einige Zeichen kombinieren. Um z.B. ein "e" mit Tilde zu schreiben tippt man ein "e" und danach die Tilde (Unicode 0303). Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass nur das genannte "kombinierende diakritische Zeichen" verwendet wird (Anzeige unter "Bereich"), eine andere Tilde, z.B. als "phonetisches Hilfszeichen" (Unicode 02DC) würde wegen Zeichenvorschub neben und nicht über dem "e" erscheinen. Genauso lässt sich jetzt z.B. ein Häkchen (Unicode 0322) unter das "e" setzen, usw. Ein weiteres Problem stellt sich dadurch, dass in einigen Fällen die grundlegenden Zeichen und die Diakritika nicht zusammen passen. Dies ist z.B. der Fall, wenn man unter ein "i" oder ein "l" einen kleinen Kreis setzen will. Damit der Kreis genau unter das "i" oder "l" kommt, muss ein kleiner Abstand eingeschoben werden. Diesen findet man unter Unicode 2006. (Leider ist das auf der Tabelle von Writer nicht erkennbar. Nähere Informationen findet man auf der Internetseite http://www.sql-und-xml.de/unicode-datab ... ation.html)
Man muss also bei schmalen Grundzeichen vor das diakritische Zeichen noch das unsichtbare Zeichen Unicode 2006 setzen. Dadurch verschiebt sich das diakritische Zeichen etwas nach rechts.
Das neue kombinierte Sonderzeichen kann man abspeichern, wie oben beschrieben.

Beim Schreiben eines phonetischen Textes verfährt man wie folgt:
Man gibt das selbst gewählte Kürzel ein (z.B. "e9") und drückt dann die Taste F3. Dabei ist darauf zu achten, dass unmittelbar vor und hinter dem Kürzel kein anderer Buchstabe steht. (Leerzeichen sind erlaubt.) Daraufhin erscheint das Sonderzeichen. Jetzt muss ggf. vor und hinter dem Sonderzeichen noch das Leerzeichen gelöscht werden. Dies ist etwas umständlich, man könnte sich ein bequemeres Verfahren vorstellen, es geht aber wesentlich schneller als das Suchen von Sonderzeichen über das Menü. (Mit WordPerfect kann man ein schnelleres Verfahren verwenden, es erlaubt dafür aber nicht die Verwendung aller Zeichen aus Unicode-Fonts.)
Wünschenswert wäre auf jeden Fall, dass man Zeichen ohne Zeichenvorschub übereinander schreiben kann, damit man auch die anderen angebotenene "phonetischen Hilfszeichen" der Fonts verwenden kann. Solange dies nicht der Fall ist (ich habe im Forum schon einmal nachgefragt), gibt es leider immer noch einige Probleme beim Schreiben phonetischer Texte. Bisher habe ich aber fast alles schreiben können.

juesch